Winter

Nachdem eine Schneedecke die Landschaft über Nacht verwandelt hatte, wusste ich, dass ich die Gelegenheit nicht verstreichen lassen durfte. Schnee ist hier nicht mehr so häufig, also schnappte ich mir meine Schneeschuhe und machte mich auf, einen meiner Lieblingswanderwege zu erkunden—bis zum Balmfluechöpfli. Es ist ein Weg, den ich schon viele Male gegangen bin, aber unter frischem Schnee? Das war ein besonderer Genuss.

Winter

Das Abenteuer begann mit einer Postauto-Fahrt von Solothurn nach Balm b. Günsberg. Von dort aus machte ich mich auf einen Wanderweg, den ich schon viele Male gegangen war, aber diesmal verlieh der Schnee dem Ganzen einen Hauch von Magie – und eine kleine Herausforderung. Der Anstieg von 600 Metern fühlte sich härter an als sonst, meine Beine brannten, als ich durch den dichten Schnee stapfte. Aber was mich zum Anhalten brachte, war nicht nur das Verschnaufen; es war, um die Szene um mich herum zu bewundern.

Winter

Der Wald war verwandelt. Jeder Baumzweig trug einen frostigen Schneeüberzug, der sanft unter dem Gewicht nachgab. Eiszapfen schimmerten schwach im diffusen Sonnenlicht, während der Weg vor mir in eine verträumte, weisse Weite verschwand. Die Stille war eine eigene Art von Schönheit, nur unterbrochen vom sanften Geräusch fallender Schneeflocken. Es war eine Stille, die einen glauben liess, man gehe durch einen Schneekugel.

Winter
Balmfluechöpfli

Endlich erreichte ich den Gipfel des Balmfluechöpfli und wurde von einer Aussicht begrüsst, die den Aufstieg mehr als lohnenswert machte. Gipfel und Täler breiteten sich vor mir aus, ein Patchwork aus unberührtem, glitzerndem Weiss. Die Luft war kalt, aber frisch, und ich stand eine Weile da, liess den Anblick auf mich wirken—nur ich, der Schnee und der Himmel.

Winter
Winter
Der Rückweg nach Rüttenen fühlte sich sanfter an, war aber ebenso magisch. Der Schnee unter meinen Füssen funkelte schwach, und die Bäume rahmten meinen Weg ein, als käme er aus einem Märchen. Nahe dem Waldrand, gerade als die ersten Anzeichen von offenem Gelände sichtbar wurden, hatte ich eine unerwartete Begegnung. Eine kleine Gruppe von Rehen sass auf dem Weg, ihre dunklen Silhouetten hoben sich deutlich vom Schnee ab. Sie schienen genauso überrascht, mich zu sehen, wie ich sie. Einen Moment lang starrten wir uns einfach an. Dann, mit einem eleganten Sprung, verschwanden sie in den Wald und hinterliessen nur zarte Hufabdrücke.

Als ich in Rüttenen ankam, waren meine Beine müde, aber mein Herz war voller Freude. Es war nicht nur eine Wanderung; es war ein Spaziergang durch die feinste Kunst des Winters.